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An den Freiherrn von Hardenberg (Königsberg, 19. Mai 1807):
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Sie sollen überzeugt sein, mein lieber Baron, wie glücklich und ruhig ich bin, Sie an der Spitze der Geschäfte zu wissen. Der König konnte gewiß nie eine bessere Wahl treffen, und
ich betrachte Ihre Rückkehr ins Ministerium als eine neue Epoche für die Monarchie.
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Hardenberg war der Wunschkandidat Alexanders und Luisens.
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An Friedrich Wilhem III. (Königsberg, 19. Mai 1807)
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Durch den unwürdigen Starrsinn dieses elenden Bennigsen [Oberbefehlshaber der russisch-preußischen Armeen] , der sich um die gute Sache zu kümmern scheint wie die Sohle um die
Stiefel, geht also dieser Platz verloren (...) Wäre es nicht möglich, daß Du oder Hardenberg mit dem Kaiser (Alexander I.) sprichst und ihn dazu bringst, daß er B[ennigsen]
befielt, etwas Entscheidendes zu unternehmen? Der ewige Mangel an Lebensmitteln, den man ständig vorschützt, ist meiner Ansicht nach der größte Beweis für Bennigsens Dummheit oder
bösen Willen (...) Ein Wechsel ist also notwendig, und je eher er stattfindet, desto besser wird es gehen. G[eneral v.] Rüchel drängt mich, ich kann nichts mehr hinzufügen. Ich
habe [Major v.] Rauchs Bericht gelesen, er ist haarstreubend. Kalckreuth [Oberbefehlshaber in der Festung Danzig] ist, glaube ich, von Sinnen, daß er die Truppen nicht unterstützt.
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Levin August Graf Bennigsen verschlimmerte durch Tatenlosigkeit die preußische Lage. Luise forderte seinen Kopf von Alexander I.
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An Alexander I. (Königsberg, 2. Juni 1807):
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Seit meinem letzten Brief haben die Dinge ihr Gesicht sehr verändert, und der Verlust von Danzig hat alle in sehr lebhaften Kummer gestürzt. Ich kann Ihnen nicht verhehlen, es
zerreißt mir das Herz, wenn ich sehe, mit wie wenig Eifer man Ihre wohltätigen Gedanken zu erfüllen sucht, und wie General Bennigsen alles tut, um die ganze Welt glauben zu
machen, wir hielten unser Wort nicht und seien die Ursache seiner unbegreiflichen Untätigkeit.
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Luise schrieb diesen Brief in Absprache mit Minister Hardenberg. Die Russen hatten insgeheim bereits Friedensverhand- lungen mit den Franzosen begonnen.
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An Friedrich Wilhelm III. (Memel, 27. Juni 1807):
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Ich befinde mich in einem unbeschreibbaren Zustand, es geht um Dich und um die gute Sache und um die gegenwärtigen Folgen (...) Aber ich beschwöre Dich, eines gut zu berherzigen:
Wende bei diesem ganzen Handel alle Energie auf, deren Du fähig bist, und gib in keinem Punkt irgendetwas auf, was Deine Unabhängigkeit zerstören würde (...) Mag Napoleon Dir die
Hälfte Deines bisherigen Besitzes nehmen, vorausgesetzt, daß Du das, was Dir zugebilligt wird, in vollem Besitz behälst, mit der Kraft, das Gute zu tun, die Untertanen, die Gott
Dir läßt, glücklich zu machen (...). Hardenberg darf nicht geopfert werden, auf keinen Fall, wenn Du nicht den ersten Schritt zur Sklaverei tun und Dir die Verachtung der ganzen
Welt zuziehen willst. Du hast zwei Mittel, um ihn zu halten, und Du darfst sie nicht außer acht lassen: Erstens wird Zar Alexander aus Überzeugung und aus Freundschaft für Dich
die notwendige Beredsamkeit aufbieten, um den Feind zu überzeugen von dem Guten; und dann sprichst Du selbst, lieber Freund, sehr gut, wenn Du Dich einmal vorbereitet hast. An
Deiner Stelle würde ich ihm sagen, er müsse doch wohl erkennen, wie wenig Du seinem Verlangen nachgeben könntest, da Du damit Deines besten Dieners beraubt würdest; es wäre
geradeso, wie wenn Du die Entfernung Talleyrands fordetest: wenn er ihm auch gut diene, hättest Du Dich doch auch über ihn zu beklagen und mißtrautest ihm; so würde er selbst
sehen, daß Ihr durchaus einander gleich im Spiele seid. Ich wage abermals die flehentliche Bitte, daß Du in diesem Handel alle Energie aufwendest, deren Du fähig bist. Ich
wiederhole: was ist Opfer an Land im Vergleich mit dem Opfer der Freiheit des Geistes, der Freiheit zu ehrenhafter Handlung, in einem Wort, der Unabhängigkeit? Mit Napoleon
würdest Du böse und schlecht werden, zum Gelächter der Welt, so wie es mit dem Baiern [Maximilian I.], dem Schwaben [Friedrich I. von Württemberg] und dem Sachsen [Friedrich
August I.] der Fall ist. (...) Ich beschwöre Dich noch einmal, opfere weder Hardenberg noch Rüchel, das wäre der erste Schritt zur Sklaverei. Der Zar wird Dich gewiß unterstützen,
ich glaube an sein Herz wie an Deines, ich glaube, daß er zu allem fähig ist, um seinen Freund zu retten (...) Lebe wohl, möge der Gott des Erbarmens Dich segnen, Dir die
Wohltaten erweisen, die ich Dir wünsche. Das Gebet stärke Dich, Er verläßt die nicht, die Ihn nicht verlassen. Nur Standhaftigkeit, keine Nachgiebigkeit, die Deiner Unabhängigkeit
Nachteil bringen könnte. Der Zar muß und wird Hardenberg unterstützen, so wie Du auch. Adieu, tausendmal adieu, Gott sei mit Dir, wie die Wünsche Deiner Freundin, die Dir gewiß
sind!
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Während Luise weiter an die Freundschaft des Zaren glaubte, verriet dieser Preußen, indem er am 25. Juni 1807 mit Napoleon auf dem Njemen (Memel) Waffenstillstands-
verhandlungen führte, zu der der König nicht eingeladen wurde. Während Napoleon Friedrich Wilhem mit der gröbsten Unhöflichkeit behandelte, ihn beleidigte und erniedrigte, gab
er ihm zu verstehen, dass er für ihn kein Verhandlungspatner sei. Napoleon verhandelte ausschließlich mit Alexander I. Friedrich Wilhelm seinerseits lies keine Gelegenheit aus, um
Napoleon seine Verachtung spüren zu lassen. Er versuchte nichts und bewirkte nichts. Hardenberg wurde kurz darauf auf Befehl Napoleons aus dem Dienst entfernt.
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An Friedrich Wilhelm III. (Memel, 28. Juni 1807):
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Ich bin sehr gespannt, Deine Briefe nach der Begenung zu erhalten. Gott im Himmel! Lebe wohl, bleibe fest, gib Hardenberg nicht auf, im Namen Gottes und Deiner Freiheit.
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Luise wurde fast “wahnsinnig” bei dem Gedanken, ihr Mann würde schwach werden und Napoleon nachgeben.
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An Friedrich Wilhelm III. (Memel, 29. Juni 1807):
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Was Du mir berichtest von Hardenberg und von dem rachgierigen Wesen seines Feindes, bringt mich wirklich zur Verzweiflung, denn ich kenne niemand, aber auch niemand, der ihn
ersetzen könnte (...). Nun, wenn er uns verjagen will, soll dabei die Welt die ganze Infamie des Ungeheuers sehen, das dies befiehlt. Ich beschwöre Dich, lieber Freund, laß
Hardenberg nicht los. Könnte der Kaiser (Alexander) sich nicht kraftvoll für ihn erklären? Könnte man dabei nicht eine Komödie spielen, damit die Sache gelingt? Könnte der Kaiser
nicht erklären, er wolle durchaus, daß er bleibe, da er ein Mann seines Vertrauens sei? (...) Kurz, ich beschwöre Dich, setze alles ins Werk, sprich vertrauensvoll mit dem Kaiser,
er ist doch der einzige Freund, den wir haben (...). Napoleons Mangel an Höflichkeit, selbst an Rücksicht für Dich macht mich zornig, ich gestehe es. Die Zeichen N. und A. am
Pavillon ohne das Deine, die Einladung des Kaisers zum Essen ohne Dich, all das sind wirkliche Grobheiten zu seiner Belustigung. Zunächst gehört die Memel Dir; warum läßt er dann
das Zeichen dessen fort, dem das Land gehört, und warum lädt er Dich nicht auch ein, nachdem er Deine Bekanntschaft gemacht hat? Nun, es lebt doch noch ein Gott, der wird ihm
schon den Lohn geben, den er verdient. Hat er etwa zu Dir etwas von Hardenberg gesagt?
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Alexander I. von Russland: Wer solche Freunde hat, der braucht keine Feinde mehr. Zu den Unhöflichkeiten, die Napoleon zu seiner Belustigung praktizierte, gehörte auch, dass er
Friedrich Wilhelm nicht sein Gefolge vorstellte. Luise nennt Napoleon “ein sich aus dem Kot emporgeschwun- genes höllisches Wesen, das nicht weiß, was es den Königen
schuldig ist.
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An Friedrich Wilhelm III. (Memel, 1. Juli 1807):
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Ich bitte Dich, mir weiter Nachricht zu geben, was Du persönlich tust, bis ich selbst auf dem Schauplatz erscheine. Ich bitte Hardenberg erwartungsvoll, eine Rolle für mich
vorzubereiten; ich werde sie auswendig lernen und hersagen, so gut ich kann (...).
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Hardenberg, schon nicht mehr im Amte, instruierte Luise vor dem Treffen mit Napoleon.
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An den Freiherrn vom und zum Stein (Memel, 4. Oktober 1807):
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Ich beschwöre Sie, haben Sie nur Geduld mit den ersten Monaten. Der König hält gewiß sein Wort, Beyme kömmt weg, aber erst in Berlin. So lange geben Sie nach. Daß um Gottes willen
das Gute nicht um drei Monate Geduld und Zeit über den Haufen falle. Ich beschwöre Sie um König, Vaterland, meiner Kinder, meiner selbst willen darum. Geduld.
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Stein forderte die Beseitigung des geheimen Kabinettsrats Karl Friedrich v. Beyme (1765-1838), und der gesamten unfähigen Kabinettsregierung. Luise mußte ständig zwischen dem König
und Stein vermitteln.
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Aufzeichnung vom 29. Oktober 1807:
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Preußens Urteil, nämlich unser Todesurteil, ist gesprochen. Preußen existiert nicht mehr. Der König ist nichts mehr als Herzog von Preußen, weniger als diese sonst waren, da sie
Leute hatten, den Boden zu bearbeiten, der jetzt nicht bearbeitet wird, weil Krankheit die Einwohner mordet, und das, was nicht tot ist, den Franzosen Fronarbeit tun muß, die Erde
also unbesäet und die Hungersnot gewiß bald alles zerstören wird. Kaiser Napoleon nimmt die Domänen des Königs in Besitz,und läßt sie für sich durch Personen, die er dazu
bestimmt, administrieren (...). Also auch das Militär hört auf zu existieren, da an der Stelle des preußischen Militärs das französische vom König soll unterhalten werden. Die
Fonds vom Lande sowie die Revenuen sind und bleiben (nur mit dem Unterschied, daß es der König selbst jetzt sanktionieren muß) in französischen Händen bis zur Abtragung der
Kontributionen. Daß alsdann, wenn die Zeit um ist, die Franzosen, die sich in dem Magdeburgischen, in der Mark, in Pommern zwischen der Elbe und Oder recht eingenistet haben,
nicht herausgehen werden, sondern aus allerhand Vorwänden erstlich ihren Aufenthalt verlängern werden, ist begreiflich (...).
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Nie hat es einen schlimmeren Friedensvertrag gegeben als den Tilsiter Frieden. Napoleon war sich nicht bewußt, dass er hiermit die Saat für die Erhebung und Befreiung Preussens und
Deutschlands gelegt hatte.
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An Napoleon (Memel, 4. November 1807):
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(...) so wage ich hier nochmals zu wiederholen, was den glühendsten Wunsch meines Herzens ausmacht: Daß dem Lande Erleichterung gewährt werde, welches durch die Anwesenheit der
Armeen entsetzlich leidet; seine Hilfsquellen werden unwiederbringlich vernichtet, wenn das so fortgeht; es wird sich nie erholen können und keine Hoffnung mehr bieten, weder uns
noch unseren Freunden. Da Ew. Majestät nicht anders können als der unsrige zu sein, so berauben Sie sich selbst einer Hilfsquelle, auf die Sie sicher rechnen dürfen.
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Wie verzweifelt die Lage in Preussen war, sieht man an diesem Brief. Selbst Stein verhinderte nicht, dass er überhaupt gesendet wurde. Er bewirkte nichts, zumal er vom preußischen
Gesandten liegen gelassen wurde.
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Aus dem politischen Glaubensbekenntnis der Königin Luise (April 1808):
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Es wird mir immer klarer, daß alles so kommen mußte, wie es gekommen ist. Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbare neue Weltzustände ein, und es soll eine andere Ordnung der
Dinge werden, da die alte sich überlebt hat und in sich abgestorben zusammenstürzt.
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Die Echtheit dieses nicht datierten Briefes an ihren Vater muß bezweifelt werden.
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An Alexander I. (Königsberg, 8. September 1808):
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Sie werden also Napoleon wiedersehen, diesen Mann, der Ihnen, wie ich weiß, ebensolchen Schrecken einflößt, wie mir, diesen Mann, der die Sklaverei aber will (...). Ich beschwöre
Sie, lieber Vetter, mit aller Innigkeit, deren meine Freundschaft fähig ist, seien Sie auf der Hut vor diesem gewandten Lügner, und hören Sie auf meine Stimme, die nur für Sie
spricht, für Ihren Ruhm, mir teuer wie der meine: Lassen Sie sich nicht zu Unternehmungen gegen Österreich hinreißen. Ich bin gewiß, er wird von Ihnen eine Erklärung gegen die
Österreicher wollen. In Gottes Namen, tun Sie das nicht! Sie würden ein in dieser jeder Hinsicht nicht wieder gut zu machendes Unrecht tun. Ich weiß, Sie haben seit dem letzten
Kriege gerechte persönliche Klagen gegen den Kaiser von Österreich. Vergessen Sie das. Seien Sie groß, verzeihen Sie, vergessen Sie das Persönliche und denken Sie an die Rettung
Europas. Ist Österreich überwältigt, so ist die Knechtschaft Europas gewiß; die reihe wird an Rußland kommen, und niemand wird klagen, wenn es unterliegt. Glauben Sie mir, dieser
infame Napoleon hält von Ihnnen ebenso wenig wie von mir (...). Ich bin gewiß, er hat Pläne im Kopf, die Sie unterschreiben sollen; tun Sie das nicht. Leisten Sie ihm Widerstand,
wenn Sie dabei das geringste finden, was Ihnen widerstrebt. Folgen Sie Ihrem Herzen, Ihren Neigungen (...). Ach, lieber vetter, warum kann mein Geist Sie nicht unsichtbar
begleiten, um Ihr schützender Genius zu sein? Hören Sie auf meine Stimme, die Stimme einer Freundin, wie Sie auf der Welt keine zweite haben.
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Napoleon hatte Alexander zu einem Kongreß in Erfurt eingeladen, an dem die Rheinbundfürsten (Vasallen) teilnahmen. Luises Appell an Alexander blieb erfolglos, dieser einigte
sich (zum Schein, um Zeit zu gewinnen?) mit Napoleon, zum Nachteil Österreichs. Inzwischen wurde Steins unvorsichtiger Brief an Wittgenstein (Erhebung Preussens, Tugendbund)
von den Franzosen abgefangen. Die Kontribution wurde reduziert, bis 5. Dezember sollten die franz. Truppen Preussen verlassen.
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An Alexander I. (Königsberg, 29. September 1808):
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Es scheint, daß Napoleon uns den Freiherrn vom Stein lassen und nicht seine Entfernung verlangen wird; das tröstet und beruhigt mich; bewahren Sie ihn uns!
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Auf Befehl der Franzsosen wurde Stein 24. November 1808 entlassen.
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An Alexander I. (Memel, 9. Februar 1809):
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Möchten Sie den Ideen des Königs über die Garantie der drei Staaten Rußland, Österreich and Preußen zustimmen; möchte die unterzeichnete Konvention die Existenz Ihrer wahren
Freunde in Berlin sichern.
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Friedrich Wilhelm hatte einen Nichtangriffspakt vorgeschlagen, der von Alexander abgelehnt wurde.
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An den Freiherrn von Hardenberg (Berlin, 27. Januar 1810):
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Eine große Freude wurde mir zuteil, als ich Ihren Brief erhielt, mein lieber Herr von Hardenberg; die Fortdauer Ihres Gedenkens und Ihrer Freundschaft ist von sehr großem Wert für
mich. Hätte ich Sie, statt eines Briefes, hier getroffen, so wäre meine Freude größer; denn meine Sorgen hätten sich sehr vermindert. Es ist eine der peinlichsten Bedingungen
unserer gegenwärtigen Existenz, daß Sie dem König und der Politik fernbleiben müssen, und ich insbesondere wäre wahrhaft glücklich, Sie bei uns zu wissen, da ich Sie gründlich
kenne und eine Freundschaft für Sie empfinde, die nur der Achtung gleichkommt, die Sie in jeder Hinsicht verdienen.
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An Napoleon (Berlin, 20. Februar 1810):
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Der König und ich haben nicht einen Augenblick gezögert, die größten Opfer zu bringen, um die Ew. Majestät gegenüber eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen (...), aber alle
Anstrengungen sind vergebens gewesen: alle Hilfsquellen des Königs und diejenigen unseres unglücklichen Landes sind erschöpft, und ich wäre zweifellos in Sorge über das zukünftige
Elend, das vor uns liegt, wenn ich nicht meinerseits das Herz Ew. Majestät kennen würde. (...) Der Aufenthalt der Truppen Ew. Majestät in unserem Lande, (das nicht reich ist), und
die bis jetzt bezahlten Kontributionen haben das bare Geld verschwinden lassen (...). Zwei Mittel gibt es, unsere leiden zu erleichtern: Das erste ist ein Gedanke, der nur mir
angehört, aber wenn Ew. Majestät ihn billigen würden, so wäre das die größte Wohltat, die Sie uns erweisen könnten, wenn Sie uns vielleicht denselben Vorteil zubilligen würden,
den Sie, wie man sagt, der Stadt Danzig gewährt haben, und sich zehn Jahre lang mit den Zinsen der ganzen Summe, die Preußen noch zu zahlen hat, begügen würden. Das zweite Mittel
wäre, uns Verlängerung der Zahlungstermine zu bewilligen! - Ich versichere Ihnen, Sire, daß wir nicht daran denken, Sie durch diese Bitten zu einer Verringerung der Gesamtsumme zu
bewegen (...).
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Minister v. Altenstein hatte die Beschaffung der fälligen Kontributionsgelder für unmöglich erklärt. Auf Anregung iher Schwester Theres v. Thurn und Taxis und des
französischen Gesandten in Berlin, Saint Marsan, wandte sich Luise persönlich an Napoleon. Dieses Schreiben bewirkte nichts.
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Aufzeichnung für das Ministerium (Berlin, 17. März 1810):
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Ich gehe von dem Grundsatz aus, daß der Mensch, der sich dem Gedanken überläßt, “Preußen ist doch verloren”, ein Mensch ist, der zu gar keinen größeren Vorkehrungen
taugt, und es ist der unrichtigste Gesichtspunkt, den man nur haben kann, und der mit Recht ein kleinlicher Gesichtspunkt genannt werden kann. Dieser Gedanke wird nicht nur alle
großen Maßregeln hemmen, sondern er macht den Menschen, der davon ausgeht, ganz unbrauchbar, weil er immer in sein Nichts zurückfällt (...). Ein wahrer Staatsdiener muß von dem
Geist beseelt sein, alle Mittel erstlich aufzufinden und zweitens im Gange zu bringen, um den Forderungen, die dem Staat gemacht werden und obliegen, Genüge zu leisten (...) Er
muß von dem großen und einzig wahren Gesichtspunkt ausgehen, daß vor allen Dingen die Nationalität gerettet werden muß.
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Karl Freiherr von Altenstein (1770-1840), von 1808-1810 preußischer Finanzminister
Luise bewirkte zunächst wenig. Der Schlendrian ging weiter. Der Sturz Altensteins gelang
Luise und Wittgenstein erst später.
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An den Staatsrat Nagler (Berlin, 18. März 1810):
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Haben Sie sich meines Auftrages entledigt? Es liegt mir, wie Sie leicht denken können, alles daran, da jetzt muß gehandelt werden, und nicht die alte Leyer abgeleiert, die zu
nichts hilft. Geld will der Mensch (Napoleon, Kontributionen). Und Geld zu schaffen muß jetzt der Augenmerk Ihres Schwagers [Minister Altenstein] sein. Ich bin überzteugt, spricht
er mit Fürst Wittgenstein, raisonnieren sie beide, wechseln ihre Ideen, so kann etwas Ganzes und Gutes herauskommen. - Daß Minister Altenstein mit seinen Financiers und
Sektionschefs den Plan des Fürsten wird gehörig geprüft haben, läßt sich voraussetzen mit Gewißheit; daß er meinen Wunsch, der eigentlich der seine sein muß, mit dem Fürsten
Rücksprache zu nehmen, so wie mit den Bankiers, die ich Ihnen gestern nannte, erfüllen werde, läßt auch keinen Zweifel übrig. Tut er aber dieses nicht, erschöpft er nicht alle
Quellen, woraus ihm Rat und Hülfe kommen kann, so genügt er nicht seiner Pflicht und handelt eigensinnig. - Bis gestern hatte er den F[ürsten] Wittgenstein noch nicht gesprochen
und sprach dennoch am Morgen dem König von einer Deduktion der Unmöglichkeit. Tragen Sie alles dazu bei, ehrlicher Freund des Guten, damit das Gute geschehe.
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Karl Ferdinand Nagler (1770-1846), Geh.-Staatsrat und Kabinettssekretär
Fürst Wilhelm zu Sayn-Wittgenstein (1770-1851), Freund Friedrich Wilhelms III. Finanzexperte
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An den Fürsten Sayn-Wittgenstein (Berlin, 30. April 1810):
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Es wird den König und mich sehr freuen, unsern verehrten Freund Hardenberg den 2. Mai auf der Pf[auen]=Insel wiederzusehen. Ich bitte Sie, diese meine Freude dem [Herrn v.]
Hardenberg ja so wahr zu schildern als sie ist. Ferner wünsche ich, daß Herr v. Hardenberg alle Erkundigungen wegen Humboldt einzöge, ob seine Fähigkeiten wirklich so groß sind,
als manche sagen. Mir liegt daran, es zu wissen, da ich alle möglichen Gründe habe zu vermuten, daß er abgehen will, des neuen Conseils wegen. Wir haben leider keinen eminenten
Köpfe zu viel, es wäre daher schade, wenn wir diesen (bewährt er sich als solcher) verlören.
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Wilhelm v. Humboldt (1767-1835), leitet das Unterrichtswesen im Innenministerium. Er hatte am 29. April seinen Abschied eingereicht. Er wurde Botschafter in Wien.
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Literatur (hier auch umfangreiche Bibliographien):
Malve Gräfin Rothkirch (Hrsg.), Königin Luise von Preussen, Briefe und Aufzeichnungen 1786-1810. 1995 München und Berlin (EA 1985)
Gertrude Aretz, Königin Luise. Berlin 1928
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