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Luise nimmt Einfluss auf das Reformwerk in Preussen
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Die Mecklenburgerin eine Revolutionärin? Durch sie ist so mancher Umsturz nach Berlin gekommen. Schon die Art wie Friedrich Wilhelm und Luise beschlossen, den Bund fürs
Leben einzugehen, war ungewöhnlich. Ohne vieles feudalistische Getue und blumigen Gespreize waren die Zwei sich schnell einig. Luise führte nach der Hochzeit das
“Du” zwischen den beiden ein. Für damalige Sitten und Gebräuche eine Revolution. Offen machte sie Front gegen die verstaubten Etikette und stieß damit
manchem Höfling - nicht nur ihrer Oberhofmeisterin Gräfin Voß - vor den Kopf.
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Krinolinen kamen für Luise nicht in Frage. Sie kleidete sich schon als Kronprinzessin bürgerlich einfach im Empirekleid, unter der Brust gegürtet
(sicher recht praktisch im Hinblick auf Luises 10 Schwangerschaften). Und das kecke Halstuch, mit dem sie eine hartnäckige Halsentzündung bedecken wollte,
unterstrich noch einmal ihren Freiheitsdrang. Das Haar selbstverständlich offen, jede Locke schöner als die andere. Wer wagt es den
verpönten Walzer zu tanzen? Luise von Strelitz, die ihren Mann dazu bringt, lange Hosen, die Hosen der Bürger zu tragen.
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Luises Reformeifer beschränkte sich nicht auf die Kleidermode und die Haartracht. Diese Beispiele zeigen jedoch, daß die junge Frau bereit war, an der Seite ihres
Mannes neue Wege außerhalb der Konventionen zu beschreiten. Unter der Führung der Reformer Freiherr vom Stein, Freiherr von Hardenberg, Wilhelm von Humboldt, von
Scharnhorst und von Gneisenau, gefördert durch seine Gemahlin Luise, mußte der König Reformen auf sämtlichen Gebieten akzeptieren: Heeresreform, Bildungsreform,
Agrarreform, Verwaltungsreform, Finanzreform, Regierungsreform, Städteordnung, Gewerbefreiheit, freie Berufswahl, freie Wahl des Wohnsitzes, Judenemanzipation. Unter
den Reformern strahlt der Stern des Freiherrn vom Stein am hellsten. Dieser unabhängige Geist, der mit dem König unentwegt im Streit lag, benötigte für seine
bahnbrechenden Reformen 14 Monate. Ohne Luises ausgleichendes Wesen hätten es Stein und Friedrich Wilhelm womöglich keine 4 Wochen miteinander ausgehalten. Der weniger
charakterstarke, dafür aber geschmeidigere und mitreißende Hardenberg führte sein Werk fort, da Stein auf Anweisung Napoleons entlassen werden musste.
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Luise hatte sich gewandelt. Aus Leichtsinn wurde Verantwortungsbewußtsein, aus Gleichgültigkeit gegenüber der Politik Engagement für die Geschicke Preussens. Ihr
zaudernder Ehemann, König Friedrich Wilhelm, wurde nun für die Nachwelt zum Mann der Königin. [Es ist ein Witz, daß Luise auch heute noch auf manchen Listen der
preußischen/deutschen Herrscher immer noch nicht auftaucht].
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In den Jahren 1806 und 1807 erkennt die regierende Königin auf dem Höhepunkt der Krise die bittere Notwendigkeit, Änderungen herbeizuführen, und sie tritt im historisch
richtigen Moment an die Seite der fortschrittlichen Kräfte in Preußen. Diese an Zahl und Einfluß keineswegs starke Gruppe von Männern wird durch sie für wenige Jahre
in den Stand versetzt, die wichtigsten Reformen einzuleiten. Reaktionäre Kräfte ruhten jedoch nicht und machten nach Luises frühem Tod wesentliche Errungenschaften
wieder rückgängig (Karlsbader Beschlüsse, Metternich 1819).
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Die alte Ordnung ist zusammengestürzt
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“...es soll eine andere Ordnung der Dinge werden, da die alte sich überlebt hat und in sich abgestorben zusammenstürzt.” ...mehr
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Das absolutistische System hat versagt
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Nach der verlorenen Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt (14. Oktober 1806), dem Frieden zu Tilsit (1807), dem Verlust des halben Staatsgebietes und der halben Bevölkerung, geknebelt durch
die riesigen Kontributionszahlungen an Frankreich, befand sich Preußen in einer katastrophalen Lage. Der Zusammenbruch des alten Preußens, das totale Versagen der Armee und die Finanznot des
Staates machten Maßregeln gänzlich neuer Art erforderlich. Nun endlich begannen in Preußen politische und wirtschaftliche Reformen, auf daß “die natürliche Freiheit nicht weiter
beschränkt werden müsse” (Hardenberg). Das Gedankengut der Französischen Revolution - Förderung des freien Denkens und die Befreiung des Bürgers aus seiner Unmündigkeit - war endlich
auch in Preußen angelangt.
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“Revolution von oben”
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Die Umgestaltung des preußischen Staates wurde von einer Handvoll Staatsbeamten realisiert (Reformpartei). Anders als in Frankreich, wo die Revolution durch
das selbstbewußte Bürgertum getragen wurde, waren es hier die leitenden Staatsbeamten (Gegenspieler: die sog. geheimen Kabinettsräte), die die Initiative ergriffen.
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Es ist zu Recht darauf hingewiesen worden, dass es eine Vorgeschichte der preußischen Reformen gibt. Friedrich Wilhelm selbst hatte lange vor Jena und Auerstedt daran gedacht, die Rechte des
Adels zu beschneiden, er wollte eine langsame unblutige Revolution von oben nach unten. Ganz offenbar fehlte ihm aber die Kraft zur Verwirklichung.
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Die Reformen
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REFORMEN
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BEWEGGRÜNDE und ZIELE
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Kabinettsreform
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Abschaffung des Systems der geheimen Kabinettsräte, die keinerlei Verantwortung trugen, Schaffung von Ministerien, weniger königliche Willkür
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Heeresreform
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Wehrdienst als patriotische Pflicht, Bürgerheer, allgemeine Wehrpflicht, Leistungsprinzip: Bürgerliche können Offizier werden. Abschaffung entwürdigender Strafen, Krümperprinzip
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Bauernbefreiung, Agrarreform
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Aufhebung der Erbuntertänigkeit und der Frondienste, Erwerb von Eigentum, persönliche Freiheit für jedermann nach dem Martinstage 1810
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Gewerbefreiheit
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Abschaffung des Zunftzwanges, Adlige und Bauern haben Zugang zu bürgerlichem Gewerbe, durch Konkurrenz Wirtschaft beleben, höhere Steuereinnahmen
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Städteordnung
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Selbstverwaltung der Städte
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Verwaltungsreform
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Einführung des demokratischen Prinzips, Selbstverwaltung, Vorstufe zur Verfassung
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Bildungsreform
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Förderung der Bildung und Persönlichkeitsentfaltung, Grundsätze der Pädagogik werden entwickelt, Abiturprüfung, Staatsexamen
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Judenemanzipation
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Gleichberechtigung der Juden mit den Christen
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Die Personen
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