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Mit einem klaren Konzept, angelehnt an das französische Vorbild und mit viel Standfestigkeit verwirklichte Hardenberg in Ansbach die ersten Anfänge eines modernen rechtstaatlichen Systems.
Faule und unfähige Beamte wurden gefeuert, die Korruption damit zurückgedrängt. Einige Vorrechte des Adels wurden beschnitten. Sein Ziel war es, die Leibeigenschaft der Bauern aufzuheben. Er
kümmerte sich um die Beseitigung der Handels- und Zollschranken, sowie um die Verbesserung des Bildungssystems.
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Hardenbergs Ansbacher Reformen stießen beim Adel natürlich auf wenig Gegenliebe. Er war jedoch davon überzeugt, daß man die Rechte der Bürger und Bauern verbessern müsse, um sie immun für
revolutionäre Gedanken und politische Wirrköpfe zu machen. Hardenberg ließ sich leiten von den Idealen der Aufklärung, die feudale Ordnung war für ihn auf Dauer unhaltbar und keine Basis für
ein modernes Staatswesen. Mit diesem revolutionären Gedankengut war Hardenberg durchaus auf der Linie des Freiherrn vom Stein, der zur selben Zeit im preußischen Westfalen als Oberpräsident
grundlegende Reformen erarbeitete.
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Hardenberg gilt als klarer, eleganter Staatsmann mit einer schnellen Auffassungsgabe, dem klaren Blick für das Wesentliche. Die Liebe zum Detail, die so manchen preußischen Beamten
auszeichnete, ging ihm völlig ab. Er war der geborene Diplomat, fing vieles an, brachte aber nicht alles zuende. Er konnte begeistern und hatte eine positive Einstellung zu den Dingen. Das
ganze Gegenteil also zum Freiherrn vom Stein, seinem Vor-Vorgänger im Amt. Wie den Freiherrn hatte auch ihn das Feuer des Befreiungskampfes entflammt. Selbst als geborener Hannoveraner war er
Preuße vom Scheitel bis zur Sohle geworden. Mit der Zeit wurde der geschmeidige Diplomat eigensinnig, auch machte er sich Gedanken, über seinen Nachruhm. Ein Gedanke, der Stein niemals
gekommen wäre.
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Als Hardenberg erneut ins Amt gerufen wurde, wurden seine weitreichenden Forderungen erfüllt. Er war Staatskanzler und hatte damit die oberste Leitung über das ganze Staatswesen, er war
Minister des Inneren, Minister der Finanzen, er gab dem Minister des Auswärtigen, Grafen Goltz, direkte Anweisungen. Nur das Kriegsministerium und die Justiz behielten ihre Selbständigkeit.
Auch angesichts der Zwangslage Preussens wäre eine derartige Machtfülle in einer Hand nicht erforderlich gewesen.
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Mit Elan und einer gewissen Leichtfertigkeit ging Hardenberg zu Werke. Er versprach die völlige Gewerbefreiheit, die gleichmäßige Besteuerung aller Stände, die Säkularisation der geistlichen
Güter und ließ den König erklären, seine Majestät behalte sich vor, der Nation eine Repräsentation zu geben. Immerhin genoss der kleine Mann in Preussen fortan eine wirtschaftliche Freiheit,
wie nirgendwo sonst in Deutschland. Der Gewerbefreiheit war es zu verdanken, dass auch in den kommenden Jahren der bitteren Not (1812 ruinierten die durchströmenden Truppen der Grande Armée
das Land aufs Neue und nahmen nun alles, was sie 1807 vergessen hatten zu rauben) die Bevölkerung Berlins ständig wuchs.
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Hardenberg und Königin Luise
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Königin Luise und Hardenberg verstanden sich auf Anhieb. Das Verhältnis war geprägt von Vertrauen und Sympathie. Mit keinem Staatsmann hat Königin Luise so ausgezeichnet zusammengearbeitet,
wie mit Hardenberg, für den sie sich persönlich mehrfach einsetzte. Unmittelbar vor dem Treffen mit Napoleon am 6. Juli 1807 beriet sie sich mit ihm mehrere Stunden lang, um die
Strategie des Gesprächs abzustimmen. Zu diesem Zeitpunkt war Hardenberg bereits auf Anweisung von Napoleon seines Amtes enthoben worden.
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Am 15. August, also kurze Zeit nach dem Treffen, drückte Luise gegenüber ihrem Bruder Georg, künftigem Herzog von Mecklenburg-Strelitz, ihre Besorgnis wie folgt aus:
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“Über den Verlust von Hardenberg heule ich Tag und Nacht. Der König hatte ihm endlich das so lange verdiente Vertrauen ganz geschenkt; Hardenberg war ihm so attachiert wie niemand
hienieden, denn die Ehre, das Wohl des Staates war ihm alles, seine Person, sein Ich nichts. Wie hat sich der Mann betragen, George, wie ein Gott! Wenn nur ein Gedanke an ihn selbst ihn
beschäftigt hätte - nein, nur mit dem Staat, mit den Mitteln, wie der noch zu retten sei, wie dieses getan, jenes vermieden werden müßte, so bewies er sich, bis daß er uns ein ewiges Lebewohl
in Picktupöhnen sagte.”
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Im Mai 1810, Luise und Friedrich Wilhelm durften nach Berlin zurück, verwendet sich Luise erneut für den sechzigjährigen. Sie schreibt: Es wird den König und mich sehr freuen, unsern verehrten
Freund Hardenberg den 2. Mai auf der Pfaueninsel wiederzusehen. Ich bitte Sie (Sayn-Wittgenstein),diese meine Freude, dem Hardenberg ja so wahr zu schildern als sie ist. - Der Fürst, bereit
sich in das Privatleben zurückzuziehen, kehrt mit Einwilligung Napoleons als Staatskanzler nach Berlin zurück.
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Selbst in ihrer Sterbestunde gedachte Luise Hardenbergs: Die Königin war am 19. Juli 1810 morgens um 9 Uhr gestorben, nachdem der König kurz zuvor gerade noch rechtzeitig an ihr
Sterbebett geeilt war. Am Nachmittag des selben Tages notierte der König in seinen Aufzeichnungen “Vom Leben und Sterben der Königin Luise”:
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(Er kniet neben dem Bett nieder, küßt ihre Hand und spricht) “...ungefähr folgende Worte: ‘Es ist unmöglich, daß es Gottes Wille sein kann, uns zu trennen. Ich bin ja
nur durch Dich glücklich, und nur durch Dich hat das Leben nur allein noch Reiz für mich. Du bist mein einziger Freund, zu dem ich Zutrauen habe’, ‘und
Hardenberg’, fiel sie ein.” (zitiert nach Bailleu, S.355).
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Hardenberg war von 1804 bis 1806 und dann wieder 1807 preußischer Außenminister. Von 1810 Staatskanzler und damit Regierungschef. Hardenberg führte die Steinschen Reformen weiter. Nach 1819
ging sein Einfluß bis zu seinem Tode (1822) zurück. Sein Ziel war der liberale Verfassungsstaat. Er verwirklichte Gewerbefreiheit und eine Reform der Provinzialverwaltungen. Die Rechte der
Bauern und der jüdischen Bevölkerung wurden vermehrt (Judenemanzipation). Sein Ziel des Parlamentarismus konnte er gegen Friedrich Wilhelm III. und gegen den Adel nicht realisieren. Mit den
Karlsbader Beschlüssen (1819) wurde der politische Teil seines Werkes wieder rückgängig gemacht.
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Auf dem Wiener Kongreß gelang es Hardenberg, die Gleichberechtigung Preußens unter den europäischen Großmächten durchzusetzen, er wurde allerdings von Friedrich Wilhelm III. kritisiert, weil
er für Preußen nicht genug erreicht habe.
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