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1805: Urlaubsfreuden im Fichtelgebirge
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Die Sommerreise des Jahres 1805 führte das Königspaar ins Fichtelgebirge. Königin Luise hat in zahlreichen Briefen festgehalten, wie sehr ihr Land und Leute zusagten.
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Paul Bailleu, Königin Luise, ein Lebensbild. Seite 147f.
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Nach dem stillen Winter, der diesem Trauerfall (Tod der Königin-Mutter, HDM) folgte, freute sich die Königin um so mehr zu der Sommerreise des Jahres
1805, die wieder ins Frankenland führen sollte. Wie gewöhnlich wurde am 25. Mai aufgebrochen. Von der Revue bei Cörbelitz, der auch französische
Generale beiwohnten, ging es nach Magdeburg, wo die Königin, wie Karl Immermann ausführlich geschildert hat, durch ihre liebenswürdige Huld gegen
ein Kind die Herzen aller Einwohner eroberte. Ueber Wernigerode, von wo der Brocken bestiegen wurde, über Nordhausen, dessen eben erst preußisch
gewordene Einwohner einen jubelnden Empfang bereiteten, Erfurt und Koburg reiste man in die fränkischen Markgrafschaften, deren Anhänglichkeit und
Ergebenheit gegen das preußische Königshaus von keiner der alten Provinzen übertroffen wurden. In dem Bayreuther Oberlande, in dem kleinen Badeorte
Sichersreuth (Alexandersbad), inmitten einer reizenden Gebirgsgegend, verlebte das Königspaar heitere und glückliche Tage. Die Prinzessin Solms
(Prinzessin Solms-Braunfels, Luises Lieblingsschwester Friederike, HDM), deren Wesen man vorteilhaft verändert fand, und die Großfürstin Anna (Anna
Feodorowna, verm. mit Großfürst Konstantin von Russland, Bruder des Zaren Alexander I., geb. Prinzessin Juliane von Sachsen-Coburg, HDM) nahmen zur
Freude der Königin daran teil. Täglich wurden zu Pferde Ausflüge in die benachbarten Berge unternommen, oft unter der Führung (Minister, HDM)
Hardenbergs. Der preußische Gesandte in Paris, Lucchesini, hatte sich ebenfalls eingefunden; er erzählt in den Briefen an seine in Frankreich
zurückgebliebene Frau, wie alles herströmte, "angezogen durch die Freundlichkeit des Königs und die bezaubernde Schönheit der Königin." Luise
hat sich dort ungemein gefallen, das Land erschien ihr als ein "Eden", und es ist bekannt, wie das Andenken an die Königin unter der fränkischen
Bevölkerung, namentlich in Jean Pauls Geburtsort Wunsiedel, lebendig geblieben ist und durch Luisenburg, Luisensitz und andere Namen lebendig
erhalten wird. Auch Eger mit den Erinnerungen an Wallenstein, die Stelle, "wo er seinen schönen heroischen Geist aufgab", sowie Franzensbad hat Luise damals besucht.
Es war die letzte jener Reisen, bei denen die Königin immer so viel Glück genossen und so viel Glück verbreitet hatte. Was sie sich bei ihrer ersten
Reise vorgenommen: "die Liebe der Untertanen zu gewinnen", war ihr im reichsten Maße gelungen. Der Zauber ihrer Persönlichkeit schlang um das
preußische Königshaus und das preußische Volk ein festes Band, das auch die Stürme der nächsten Jahre nicht gelockert haben.
Am 8. Juli 1805 waren Friedrich Wilhelm und Luise wieder in Charlottenburg und das Hofleben nahm seinen gewohnten Gang.
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Merete van Taack, Königin Luise, eine Biographie. Seite 342
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Hardenberg, jahrelang oberster Geschäftsträger in Ansbach-Bayreuth, kennt fast jeden Winkel des Landes und ist ein idealer Reiseleiter. Die täglichen
Ausritte weiß er geschickt zu variieren mit immer neuen Wegen und Ausblicken. Wunsiedel wird besichtigt, der Geburtsort Jean Pauls, und Eger, wo Wallenstein starb.
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Königin Luise von Preussen, Briefe und Aufzeichnungen, 1786-1810.
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Herausgegeben von Malve Gräfin Rothkirch, Seite 247ff.
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Am 13. Juni reiste das Königspaar (von Bayreuth, HDM) zu einem Kuraufenthalt nach Alexandersbad (bei Wunsiedel).
Brief der Königin an ihren Bruder Georg: Alexandersbad, den 22 Juni 1805
Bester George. Gestern empfing ich deinen Brief mie einem Freuden-Schrei wie
gewöhnlich. Über die guten Nachrichten tat ich zwar keinen Schrei, aber sie gingen tief in mein Herz, erwärmten dasselbe so herrlich, daß die
Landpartie, das Wetter, die Menschen, die ich gestern sah, die Gegend, alles davon verherrlicht und verschönert wurde, und ich wirklich einen schönen Tag
verlebte. Nicht wenig trug zu dem schönen Tag die Möglichkeit der Mitteilung des erhaltenen Briefes an ein liebes, gefühlvolles Wesen bei, welches ich in
der guten Ika (d.i. Schwester Friederike, HDM) so wahr und so innig finde. Wie glücklich mich diese Vereinigung macht, kann ich die gar nicht sagen
(Lieblingsschwester Friederike war nach ihrem Fehltritt vom Berliner Hof verstoßen worden und war erst im Verlauf der Reise hinzugestoßen, HDM).
Unser Aufenthalt ist durch die Kur des Königs gottlob, Gott sei es gedankt und gepfiffen, verlängert worden, und ich und Friederike dabei
unbeschreiblich glücklich. Dir das Schöne zu schreiben ist unmöglich. Sonst gäbe es ein wahres Archiv. Und jeweils mangelt mir die Zeit. Aber das muß
ich dir noch sagen, daß die Natur hier wirklich unbegreiflich schön und groß ist, und daß das Bayreuther Land im Ganzen ganz göttlich ist, ein wahres Eden!-
An denselben, den 27.
Ich wurde wieder abgehalten dir zu schreiben, bester George und wiewohl ist es nicht meine Schuld, daß dieser Brief nicht fort ist, da der Kurier ohne
mein Wissen abgeferigt wurde, und ich also nicht meinen Wisch abschicken konnte. Ach, lieber George, daß du nicht auch hier bist. Du glaubst gar
nicht, was wir für herrliche Partien machen und welch herrlicher Genuß, nach kleinen Nachteiligkeiten, belohnt, und wie glücklich wir sind. Gestern war
aml ein wirklicher Garaus, das war ein Tag. Darauf waren wir in Eger! in Eger sag' ich die, und haben die Merkwürdigkeiten dort besehen, die uns
interessierten. Die Lanze, womit Wallenstein umgebracht worden ist, sein Portrait, sein Schwert, die Stube auf welcher er den schönen heroischen
Geist aufgab. Von da nach dem Landgut des KK Generals Zubwitz, wo wir zu Mittag aßen und dann nach Franzensbrunnen, der wirklich allerliebst ist. Da
auch wieder alles besehen und dann hetzelich nach Haus. Unterwegs alles lustig guter Dinge, gelacht, gesungen, mit einem Wort seliche. Küsse Carl
[Bruder] von mir und sage ihm, daß der König ihm den Urlaub accordierte. Die Pastorella [?], die heute morgen unter 1000 Grüßen abfuhr, läßt dir und Carl
viel Schönes sagen. Die Queen [Königin Charlote von England] trägt dich wenigstens auf Händen, nach dem Anfang zu urteilen. Gott gebe seinen Segen.-
Adieu, ich muß noch viel schreiben und habe wenig Zeit. Ich bin und ersterbe dero Sorella tendra Louise Friederike küßt dich
An ihren Sohn, Kronprinzen Friedrich Wilhelm, Alexandersbad, den 27. Juni 1805
Liebstes bestes Kind! (...) Wir erleben auch hier schöne Tage und machen
alle Tage schöne Landpartien. Die Luxburg, die uns gerade gegenüber liegt, haben wir schon 3 mal bestiegen; so etwas kann man sich gar nicht denken,
wenn man es nicht gesehen hat. Unglaubliche Felsklumpen sind übereinander gestürzt. Durch diese kann man kriechen und kommt dann wieder auf schöne
Plätze, die man sich nach solcher dunklen Promenade gar nicht mehr vermuten kann. Die Aussicht von oben, wenn man den ganzen Berg erklettert hat, ist
außerordentlich schön und schaerlich. Gestern waren wir in Eger und haben da die Lanze, womit Wallenstein erstochen worden, gesehen. Auch die Stube und
der Fleck, wo die Greultat geschah. Sein Portrait hängt auf dem Rathaus und das Schwerdt, was ihm immer vorgetragen wurde, auch. Dann gingen wir nach
dem Franzens-Brunnen, der sehr schön gelegen ist. - Alle die schönen Berge, die hier in der Nähe sind, die haben wir alle bereist, außer nicht den
Schneeberg und den Ochsenkopf, weil der Schnee sie erst vor 14 Tagen verlassen hat und sie daher sehr sumpfig waren, was das besteigen
verhinderte. Die Kösswiese, den Burgstein, den Hohen-Berg, Thierstein, alle diese Orte haben wir gesehen, und ich will dir recht viel davon erzählen.
Ich habe commission gegeben, daß man sich erkundigen soll, ob die Gräfin Rosenberg auf der Plassenburg zu haben ist, ich sah sie dort nicht. Küsse
deine Geschwister recht herzlich von mir und dem Papa. Wir bringen schöne Spielsachen mit. Ich gratuliere dem Bruder Carl zu seinem vierten Geburtstag
herzlich. Dann werdet ihr wohl schön feiern. Sage an Charlotte, daß ihr Briefchen mich ungeheuer gefreut hätte. Sie schreibt schon recht hübsch.
Adieu. Fritz Louis tausend Schönes. Deine zärtliche Mutter Luise Plassenburg: ehemalige Burgfeste, 1393 bis 1603 Residenz der
hohenzollernschen Markgrafen, gehörte 1791 bis 1806 zu Preußen, wurde dann von den Franzosen eingenommen und 1807 geschleift.
An die Schützengesellschaft in Wunsiedel (Kurz vor der Rückreise setzte die Königin noch ihre Unterschrift unter ein wohl von ihrem Sekretär Johann
Niethe verfaßtes Schreiben (hier als Beispiel für viele solcher Art). Die Schützenfahne ist im Museum zu Wunsiedel noch erhalten). Alexandersbad, den 3. Juli 1805
Bei Gelegenheit des für Mich getanen besten Schusses wünsche ich der guten Stadt Wunsiedel und der Schützen Gesellschaft in derselben ein Andenken des
großen Vergnügens zu hinterlassen, welches Ich in diesen schönen Gegenden und unter den biederen Bewohnern derselben empfunden habe, so wie meines
aufrichtigen Dankes für die Beweise ihrer treuen Anhänglichkeit an den König und an Mich. Die hierbei überkommene Fahne wird die Erinnerung daran erhalten und ihnen
ein Merkmal sein von dem Wohlwollen ihrer gnädigen Königin. Luise
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