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Beim Betrachten der Gemälde, Zeichnungen und Stiche begegnet uns, scheint es, jedes mal eine andere Frau. Unzählige Bildhauer, Maler und Stecher haben die Königin
entweder schon zu Lebzeiten, oder auch erst viele Jahre später dargestellt. Zu den Künstlern zählen:
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Schadow, Rauch, Tischbein, Grassi, A. Kauffmann, E. Vigée Lebrun, Ternite, Dähling, Meyer, F. G. Weitsch, Gustav Richter, Konrad Seekatz, Felicité Tessaert,
Bardou,
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Tielker, Hampe, Posch, Schröder, Sintzenich, Lauer, Heydeck, Lawrence, F. J. Kinson, Gros, Berger, Chodowiecki, Macco und Steffeck.
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Es ist unstrittig, daß einige Künstler, wie z. B. Alexander Macco, der Königin recht nahe gekommen sind. Luise hat ihm häufig und ausdauernd Modell
gesessen, wobei sie den Maler in liebenswürdigster Weise wie ihresgleichen behandelte. Wenn sie wegen dringender Staatsgeschäfte einen Termin platzen lassen mußte, entschuldigte sie sich bei
ihm, nicht ohne ihm einen anderen passenden Termin anzubieten. Maccos sog. Kniebild gilt als lebensnah.
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Christian Daniel Rauch, einer der bedeutendsten deutschen Bildhauer, war Kammerdiener der Königin, bevor sie seine künstlerische Ausbildung tatkräftig
förderte. Es ist anzunehmen, daß ein Meister wie Rauch, der mit der Königin lange Zeit dieselbe Luft atmete, ein getreues Abbild schuf. Bauwerke: Mausoleum und Grabdenkmal
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Das Schicksal des heute wohl beliebtesten Kunstwerks, Johann Gottfried Schadows Prinzessinnengruppe, ist bekannt.
Wegen seiner erotischen Ausstrahlung, wohl auch wegen des Lebenswandels der Prinzessin Friederike (Schwägerin Friedrich Wilhelms III.), verbannte dieser das Kunstwerk aus seinem
Gesichtskreis, so daß es erst vor 100 Jahren der Öffentlichkeit bekannt wurde. Schadow hat, wie er selbst mitteilt, “die Maße nach der Natur” genommen” und die Garderobe zu
seiner Verfügung gehabt. Schadow gilt auch als Quelle für die damals bestehende Halsschwellung der Kronprinzessin, die sie mit dem berühmten Halstuch kaschierte. Dieses Tuch fand rasch
Eingang in die Welt der Mode.
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Von einigen Biographen wird angenommen, daß das von Elisabeth Vigée-Lebrun
geschaffene Porträt der Wirklichkeit recht nahe kommt. Die weltberühmte Pariser Malerin porträtierte Luise im Jahr 1801, als die Emigrantin auf der Rückreise von Rußland nach Paris in Berlin weilte. Das Bildnis zeigt Luise anmutig und kokett. Die Malerin schildert ihr Modell wie folgt: ...wie edel der liebliche Kopf auf dem biegsamen Halse ruhte. Goldene Haare umgaben wie ein Lichtschimmer das oft blasse Gesicht, die Gestalt war von tadellosem Ebenmaß, die Bewegungen von einer natürlichen Anmut. Vor allem aber hört man immer wieder von dem bezauberndem Blick ihrer Augen, aus denen der ganze Adel ihrer Seele hervorleuchtete. ... Man muß die Königin von Preußen gesehen haben, um zu begreifen, daß ich bei ihrem Anblick wie bezaubert dastand. - Zwei Pastellstudien entstanden 1801, das Gemälde 1802.
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Ein Bild, das vor hundert Jahren in vielen bürgerlichen Wohnzimmern hing, ist die bekannte Darstellung von Gustav Richter, das die Königin auf den
Treppenstufen im Schloßpark Charlottenburg zeigt. Richter zeigt zwar eine anmutige Frau in königlichem Gewand, das Porträt hat jedoch keine Ähnlichkeit mit Luise. Das Gemälde entstand in den
70er Jahren des 19. Jahrhunderts. Mehr zu diesem Thema.
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Es liegt in der Natur der Sache, daß viele Bilder bis etwa 1805 entstanden. In den Kriegswirren stand Luise nicht der Sinn nach Porträts. Das anrührende Porträt
Carl Steffecks “Königin Luise mit ihren zwei ältesten Söhnen” ist erst 1886 entstanden und zeigt Luise im Park von Luisenwahl bei Königsberg (1807). Viele der heute
kursierenden Abbildungen sind in der Zeit von 1880 bis zum ersten Weltkrieg entstanden.
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Einer ihrer Biographen, Hans von Arnim, hat ihr Erscheinungsbild wie folgt eingefangen: "Sie ist schön, wenn auch keine klassische Schönheit. Eine hohe, schlanke und ebenmäßige
Gestalt ist wohl ihre reizvollste Mitgift. Ihre Anmut zeigt sich besonders bei elastischen Bewegungen wie beim Gehen, Tanzen und Reiten. ‘Sie war nie schöner als zu Pferde', sagte
der König von ihr. Ihr Haar ist blond. Die seelenvollen Augen strahlen Liebreiz aus. Der stärkste Eindruck beruht jedoch auf inneren Eigenschaften: auf der Güte und dem Frieden einer reinen
Seele. Ihr Wesen wirkte befreiend auf andere...”
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Arnim bemerkt natürlich, daß die verschiedenen Bildnisse immer eine andere Frau zu zeigen scheinen. Er findet dafür eine Erklärung: Für ihn könnte der Grund für die verschiedenen Auffassungen
der Künstler in dem reichen Innenleben zu suchen sein, das sich in Luises Zügen jeweils widerspiegelt. Mit einer solchen Erklärung dürfte man eine Erklärung für die verschiedenartigen
Darstellungen der Königin gefunden haben.
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Eine weitere naheliegende Erklärung, die in der Literatur offenbar bislang nicht in Erwägung gezogen wurde, sehe ich in den biologischen Veränderungen, die sich im Organismus einer werdenden
Mutter einstellen. Oft verändern sich die Gesichtszüge - warum sollte sich dies nicht in den Porträts widerspiegeln?
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Eine ausführliche Beschreibung “Die zeitgenössischen Bildnisse der Königin Luise” von Paul Seidel findet sich als Anhang in Paul Bailleus Biographie, allerdings nur in der ersten
Ausgabe von 1908.
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