|
|
|
Während Friedrich Wilhelm III., kaum dass seine geliebte Gemahlin gestorben war, sich befleißigte, ihre Leistung als regierende Königin klein zu reden, ist es ganz offensichtlich, dass der König mit dieser Einschätzung völlig falsch lag. Der König war schon unmittelbar nach der Thronbesteigung von der fixen Idee besessen, seine Gemahlin könne sich in die Regierungsgeschäfte einmischen und damit seine Autorität untergraben.
|
|
|
|
Die junge Königin war viel zu beschäftigt, etwa indem sie die Nächte durchtanzte (Luise galt als tanzwütig), als dass sie in die Kompetenzen ihres Ehemanns eingegriffen hätte. Weil aber
Friedrich Wilhelm überfordert war, sah er es mit der Zeit gern, dass Luise ihm einige repräsentative Aufgaben abnahm. Sie ging auf Reisen, sprach auf Empfängen, empfing Deputierte, nahm in
Potsdam und auf Reisen an Paraden teil und ritt mit dem König in die Lager, kümmerte sich mit Hingabe um die Angelegenheiten der Regimenter. Bei ihren Reisen in entlegene Provinzen lernte
Luise das Land kennen, überall wurde sie freundlich aufgenommen.
|
|
|
|
Königin Luise und Fürst Blücher auf einem Hofball im Berliner Schloss
|
|
|
|
|
|
Luise brauchte Jahre, bis sich ihre verhängnisvolle Schwärmerei für Alexander I. legte. Sie war geradezu in den Zaren vernarrt, was sich in ihren Briefen niederschlug. In totaler
Fehleinschätzung der wirklichen Lage, wirkte sie auf den König ein und brachte ihn dazu, auf eine einzige Karte zu setzen, die russische.
|
|
|
|
Friedrich Wilhelm verfolgte vom ersten Tag seiner Thronbesteigung eine Neutralitätspolitik. Er wollte sich nirgendwo einmischen und glaubte, dass Preussen stark genug sei, um gegen die immer
anmaßender auftretenden Franzosen Neutralität wahren zu können. In dieser Politik wurde er beraten von einer Clique unfähiger, intriganter Kabinettsräte - und er hörte auf sie. Luise hegte
Zweifel an der Richtigkeit dieser Politik. Als die Stellung des Weltenkaisers mächtiger und mächtiger wurde, begann sie sich mit der Außenpolitik auseinanderzusetzen.
|
|
|
Am 3. November 1805 wurde in Potsdam zwischen Russland, Österreich und Preussen ein Vertrag geschlossen, der Preussen die Rolle zuschrieb, mit Frankreich Friedensverhandlungen zu führen, nähme
Frankreich nicht an, so sollte Preussen die Waffen ergreifen und gegen Frankreich marschieren. Luise, durch das zweite Zusammentreffen mit Alexander wieder in Hochstimmung, nahm von nun an
eine entschiedene Position ein, dieser Krieg mit Frankreich war fortan für Preussen eine Notwendigkeit.
|
|
|
Auf Druck von Napoleon mußte Hardenberg demissionieren, was Luise zutiefst beunruhigte. Sie arbeitete im Geheimen weiter eng mit ihm zusammen, um ihn mit der Pflege der
preußisch-russischen Beziehungen zu betrauen, was dieser auch bereitwillig annahm. Luise nahm an diesen Unterhandlungen regen Anteil. Die Partei der Königin - von weniger Wohlmeinenden
auch Kriegspartei genannt, wurde indessen immer größer.
|
|
|
Napoleon hatte inzwischen bewiesen, wozu er fähig ist. Austerlitz (2. Dezember 1805) hatte für klare Verhältnisse gesorgt: Alexander I. und Franz II. von Österreich geschlagen, Napoleon stärker als je zuvor. In Preussen waren sich Luise und ihre Parteigänger völlig im Unklaren über ihre eigene Stärke. Mit den Österreichern kann Napoleon schon fertig werden, sagte man, - aber mit uns Preussen soll er nur anbinden... Napoleon schätzte die Preussen offenbar richtig ein, indem er sagte: “Les Prussien sont encore plus stupides que les Autrichien.”
|
|
|
Während König Friedrich Wilhelm III. und seine Kabinettsräte sich von den Ereignissen weiter treiben liessen, bewies Luise Mut und Energie, sie wollte den Krieg, um der Schmach ein Ende zu
bereiten. Luises Gesundheit war sehr angegriffen, erst im April hatte sie ihren kleinen Sohn Ferdinand verloren, und sie ging im Juni 1806 deshalb nach Pyrmont zur Kur. Als sie zurückkehrte, war der Rheinbund beschlossene Sache. Napoleon hatte derweil Hannover England angeboten. Seine Truppen standen kampfbereit vor den preußischen Grenzen. Friedrich Wilhelm war weniger beunruhigt als Luise...
|
|
|
Während der König sich am 21. September 1806 ins Feld begab, wurde er von Luise begleitet. Er mit gemischten Gefühlen, sie freudig erregt. Sie folgte ihm nach Naumburg, Erfurt und Jena.
Viel Zeit wurde vertrödelt. Die Königin im Hauptquartier - einige Offiziere waren entsetzt. Die Soldaten und die einfache Bevölkerung jedoch nahmen sie begeistert auf. - Von nun an nimmt das
Schicksal seinen Lauf. Louis Ferdinand fällt in der Schlacht bei Saalfeld am 10. Oktober 1806. Luise wird um ein Haar von französischen Truppen gefangen genommen, auf Umwegen gelingt ihr die Flucht nach Berlin. In den Schlachten bei Jena und Auerstedt entscheidet sich das Schicksal Preussens.
|
|
|
Königin Luise unterhielt eine umfangreiche Korrespondenz. Napoleon machte sich über Luises Korrespondenz lustig, sie schreibe täglich 20 Briefe an alle Welt. Zu den Briefen kommen noch
zahlreiche Denkschriften und Notizen. Einige Auszüge aus den politischen Schriften finden Sie hier.
|
|
|
|
|
Dabei kümmerte sich der Monarch zwar um die unwichtigsten Details mit Hingabe, die auswärtige Politik schien ihn aber gar nicht zu interessieren. Der österreichische Geschäftsträger in Berlin,
Fürst Franz Joseph von Dietrichstein, schrieb an seinen Hof nach Wien: “Ein guter Bürger, guter Familienvater, aber kein König für diese Zeiten.”
|
|
|
|
Sogar in Warschau wurde ihr durch die Polen ein herzlicher Empfang zuteil. Weil ihr schweigsamer Ehemann nicht dazu in der Lage war, ergriff sie bei derlei Gelegenheiten gerne das Wort. -
Zu den Ereignissen, die Luise prägten, gehören die Begegnungen mit dem russischen Zaren Alexander I. Der junge Zar hatte gerade den Thron bestiegen und war bestrebt, die Beziehungen zu Preussen zu festigen. Im Juni 1802 fand das Treffen in Memel statt, an dem auch Luise teilnahm. Luise war von da an von dem “einzigen Alexander” gefesselt, für Preussen war die Begegnung jedoch wertlos. Seine Position wurde nicht gefestigt. Preussen war weiterhin von der russisch-französischen Politik abhängig.
|
|
|
|
|
Zar Alexander I. von Russland
|
|
|
|
|
Im September 1805 bedrängte Alexander Friedrich Wilhelm, seinen Truppen den Durchmarsch durch preußisches Gebiet zu gestatten. Für den König eine vollkommen unannehmbare Forderung - Preussen
war und blieb neutral. Bevor es zu einem Konflikt zwischen dem König und dem Zaren kommen konnte, nahmen die Ereignisse an anderer Stelle ihren Lauf: Französische Truppen marschierten am 3.
Oktober 1805 durch preußisches Gebiet in Ansbach. Schlagartig hatte sich die Situation verändert. Preussen war eine aktive Rolle im europäischen Konzert von nun an nicht mehr gestattet.
|
|
|
|
Luise befand sich diesbezüglich im Einklang mit Stein und Hardenberg,
die sie benutzten, um beim König ein Umdenken zu erzielen. Luise bearbeitete den König - nicht aus Berechnung, sondern der Ehre und Pflicht halber müsse man sich für den Krieg entscheiden.
Einstweilen konnte sie Friedrich Wilhelm jedoch nicht überzeugen. Inzwischen hatten die Franzosen in Austerlitz die Russen geschlagen. Alexander auf der Flucht, die russischen Truppen auf dem
Rückweg in die Heimat.
|
|
|
|
Zur Partei der Königin zählten Prinz Louis Ferdinand, Stein, Prinz August von Preussen, die Brüder des Königs, die Generale Phull und Rüchel, zahlreiche hohe Offiziere und
Diplomaten. In einer Denkschrift, die wohl größtenteils auf Stein zurückging, von Louis Ferdinand und Rüchel
unterzeichnet und dem König vorgelegt wurde, forderte man entscheidende Maßnahmen vom König. Er solle die Kabinettsräte entlassen. Der König reagierte emotional, der Prinz fiel in
Ungnade und musste sich unverzüglich zum Heer begeben.
|
|
|
|
|
Napoleon I. Kaiser der Franzosen
|
|
|
|
|
Schließlich jedoch gab der König dem Ansturm der Kriegspartei nach und befahl die Mobilmachung, hoffte aber, dass Napoleon seine Truppen freiwillig aus Deutschland zurückziehen würde. Napoleon
dachte nicht daran, solange Alexander sich nicht bereiterklärte, Frieden zu schließen und selbstverständlich müsse Preussen die Kriegsvorbereitungen einstellen. Am 17. September 1806 wurde
der Krieg in Berlin endgültig beschlossen. Luise war dafür, Hardenberg war dagegen. Luise schreibt sofort an Alexander, um
ihn zu unterrichten, immer noch hoffend, voller Verblendung. Alexander half Preussen nicht. Später half er Napoleon, seinen Bundesgenossen zu plündern...
|
|
|
|
|
Prinz Louis Ferdinand von Preussen
|
|
|
|