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Luise - Hardenberg - Alexander I. - Bennigsen
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Um nicht Napoleon in die Hände zu fallen, entschloß sich die kranke Königin zur Flucht über die Kurische Nehrung nach Memel. Die Kinder waren bereits zwei Tage zuvor in Sicherheit gebracht
worden. Die Kranke hatte man in die Kutsche tragen müssen. Bei schneidender Kälte, durch Regengüsse aufgeweichtem Boden und heftigem Sturm langte Luise nach drei Tagen halbtot in Memel an.
Dieses Bild der kranken Königin in der offenen Kutsche grub sich wie kaum ein anderes in das Herz der Deutschen ein. “So hat noch keine Königin die Not empfunden”, hieß es.
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Die Königin erholte sich von den Strapazen, während Napoleons Truppen, die Königsberg nicht berührt hatten, mit dem harten Winter und der schlechten Versorgungslage Probleme bekamen. Napoleon schlug einen abgewandelten Friedensplan vor, der auf eine Zerstörung des preußisch
-russischen Bündnisses hinauslief, ohne jedoch eine Parteinahme Preußens gegen Rußland zu fordern. Der französische Abgesandte Bertrand erklärte, von
Napoleon den Auftrag zu haben, sich nach dem Befinden der Königin zu erkundigen, mit der Bemerkung, er hoffe, daß sie mit ihm Frieden schließen werde. Worauf Luise
schlagfertig erwiderte: “Sie wissen, daß Frauen nicht Krieg führen und sich nicht um Politik kümmern.” Nie wäre ihr ein Sonderfrieden auf Kosten Rußlands zur
Rettung Preußens in den Sinn gekommen.
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Königsberg 2000
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Der König verharrte bei seinem ursprünglichen Entschluß, kein Sonderfrieden mit Napoleon. Friedrich Wilhelm III., Luise und Hardenberg waren sich hierin einig. - Der harte Winter
nahm kein Ende, und die trübsinnige Stimmung des Königs lähmte jede Entwicklung. Als Zar Alexander I. am 2. April 1807 in Memel eintraf, änderte sich das Bild. “Unser
Retter, unsere Stütze, unsere Hoffnung” hieß es. Unter Hinzuziehung Hardenbergs, der zu Alexander I. gute Beziehungen pflegte, wurden endlich wichtige Entschlüsse getroffen.
Hardenberg wurde erster Kabinettsminister. Am 26. April wurde zwischen Preußen und Rußland ein Vertrag geschlossen, der die Zurückdrängung Frankreichs über den Rhein, die
Wiederherstellung Preußens und die Unabhängigkeit Deutschlands vorsah. Preußen und Rußland sollten die Waffen nur gemeinsam niederlegen.
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Luise, die Hardenberg sehr schätzte, sah mit Befriedigung dessen wachsenden Einfluß. Ihrem Mann schrieb sie am 22. Mai 1807, in Zusammenhang mit der Entlassung von Hardenbergs Vorgänger:
“...Hardenberg, den Du Du doch jetzt allein mit Kraft unterstützen mußt, wenn Du willst, daß er etwas Gutes stiften soll... Ich bitte Dich, sei fest, standhaft, ganz Mann in der
Sache...” Mit Freude betrachtete sie das neue preußisch-russische Bündnis. Kaiser Alexander I. jedoch näherte sie sich mit vorsichtiger Zurückhaltung, um nicht von neuem Anlaß zu
Verleumdungen zu geben. Die Königin eilte nach Königsberg, das nun zum Mittelpunkt des Widerstandes gegen Napoleon wurde. Mit großem Eifer widmet sie sich der medizinischen Versorgung von
Verwundeten. Sie besichtigt die bunt zusammengewürfelten preußischen Freikorps und hat für jeden ein aufmunterndes Wort.
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Die Tage in Königsberg sind Tage des relativen Glücks. Luise trifft sich mit Blücher und zahlreichen andren preußischen Generalen. Engländer und Russen machen ihre Aufwartung. Die
Stimmung trübt sich jedoch ein. Ihrer Schwester Friederike sagt sie, sie sehe die glücklichen Tage “nicht als Belohnung vergangener unglücklicher Zeiten an, sondern als eine
Quelle der Stärkung zu neuen Unglücksfällen”.
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Währenddessen hält sich Friedrich Wilhelm III. mit Hardenberg bei Alexander I. auf, der ihn mit Aufmerksamkeiten überschüttet. Enttäuscht muß er jedoch die Mißstände im russischen Heer zur
Kenntnis nehmen. Bennigsen klagt immer von neuem über Versorgungsschwierigkeiten, obwohl seine Truppen das Land plündern und die unglücklichen Einwohner mißhandeln und vertreiben. Alexander
kann hier offenbar nicht für Ordnung sorgen. Während Friedrich Wilhelm wieder nach Königsberg reist, begibt sich Alexander nach Tilsit. Inzwischen war Danzig gefallen, was Luises Hoffnungen
einen erneuten Dämpfer gab. Sie bedrängte Alexander brieflich, für eine gute Leitung seiner Truppen zu sorgen. Die Ablösung Bennigsens, die sie ursprünglich in dem Schreiben vorgesehen hatte,
wurde nach Abstimmung mit Hardenberg auf dessen Rat hin nicht ausdrücklich empfohlen.
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Luise befand sich am 10. Juni 1807 in Memel, als sie die Nachricht vom Sieg der russischen Truppen in der Schlacht bei Heilsberg erhielt. Außer sich vor Freude konnte sie jedoch ihre Zweifel
an der Richtigkeit der Meldung nicht unterdrücken. In der Tat traf wenige Tage später die Meldung von Bennigsens Rückzug in Memel ein. Wenige Tage darauf dann die bittere Wahrheit: Napoleon
hatte bei Friedland das russische Heer in einer neuen Schlacht vernichtend geschlagen.
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